Plädoyer für die Impfpflicht

Max Schad (CDU)

Brauchen wir in Deutschland eine gesetzliche Impfpflicht? Die Debatte darüber ist in vollem Gange. Meine Haltung ist klar: Schon in meiner Zeit als Mitglied des Bundesvorstands der Jungen Union habe ich mich für die Einführung einer Impfpflicht für Kleinkinder eingesetzt - mit Erfolg: Bereits auf dem Bundesparteitag der CDU 2015 in Karlsruhe wurde ein entsprechender Antrag der JU von den Delegierten mehrheitlich verabschiedet.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat diese Forderung aufgegriffen und will in Kürze einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen. In der Diskussion sind dabei verpflichtende Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinder.

Weltweit sind die Zahlen alarmierend: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Weigerung, sich gegen Masern impfen zu lassen, kürzlich zu einer der globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt.

Natürlich stellt eine Impfpflicht einen Eingriff in die individuelle Freiheit jedes einzelnen dar. Diese endet aus meiner Sicht jedoch dort, wo die Freiheit einzelner die Gesundheit aller gefährdet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) muss die Quote der zweimal gegen Masern geimpften Kinder bei 95 Prozent liegen, um eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Deutschlandweit sind rund 97 Prozent der Kinder bei der Einschulung gegen Masern geimpft - bei der zweiten Impfung, die für einen vollumfänglichen Schutz von Nöten ist, gehen die Zahlen allerdings nach unten.

Das kann unterschiedliche Gründe haben: Überzeugte Impfgegner sind dabei in der Unterzahl, was schon die hohe Zahl der Erstimpfungen beweist. Das ist auch gut so, denn zweifelhafte „Studien“, die Impfungen mit anderen Erkrankungen wie beispielsweise Autismus in Verbindung bringen, sind wissenschaftlich nicht fundiert und sorgen für unnötige Ängste in der Bevölkerung.

Viel mehr Probleme bereitet uns die unzureichende Quote bei den Zweitimpfungen, die in manchen Familien schlicht und einfach vergessen wird. Hier braucht es mehr Aufklärungsarbeit, nicht nur seitens der Kinderärzte.

Auf einen interessanten Fakt weist in diesem Zusammenhang der Deutsche Ethikrat hin: Fast die Hälfte aller an Masern Erkrankten in Deutschland sind Erwachsene - mit in den letzten Jahren ansteigender Tendenz. Maßnahmen zur Erhöhung der Masernimpfquote müssten daher auch diese Zielgruppe einbeziehen, um einen wirksamen Gemeinschaftsschutz zu erreichen, so der Ethikrat, der noch vor der parlamentarischen Sommerpause eine umfangreiche Stellungnahme vorlegen will.

Mein Fazit: Im Kampf gegen schwere Krankheiten wie Masern sind wir alle gefragt. Bleibt es beim Status Quo, setzen wir aufgrund von Nachlässigkeit und Fehlinformation die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte bei der Ausrottung von gefährlichen Krankheiten aufs Spiel. Das darf nicht passieren.