Über Prinzipien / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller.

Wir alle haben sie, der eine mehr der andere weniger. Bei dem Einen sind sie mehr und bei dem Anderen sind sie weniger ausgeprägt. Manchmal sind sie hilfreich und manchmal stehen sie uns, sprichwörtlich, im Weg. Wovon rede ich? Ich rede von Prinzipien! Prinzipien sind feste Regeln, die jemand zur Richtschnur seines Handelns macht, durch die er sich in seinem Denken und Handeln leiten lässt; eben Grundsätze oder auch Richtlinien, an die wir uns bei unserem Handel halten. Halten sich aber auch die Anderen daran? Sicher ist, hätten wir alle die gleichen Prinzipien und würden uns daran halten, hätten wir wahrlich wenige Probleme miteinander. Wahrscheinlich wäre es dann aber langweilig. Durch die unterschiedlichen Einstellungen sind wir ständig gefordert, Rücksicht zu nehmen oder Dinge zu ertragen, die uns eigentlich nicht liegen. Eine Gemeinschaft lebt von gegenseitiger Rücksichtnahme. Wenn sich alle daran halten, läuft es gut. Erst wenn jemand diesen Grundsatz durchbricht, kann das zu Konflikten führen. Höflichkeit, zum Beispiel, tut niemandem weh.

Eine indische Weisheit besagt, dass das Lächeln, das du aussendest, zu dir zurückkehrt! Probieren Sie es aus! Sie werden feststellen, dass das in den meisten Fällen stimmt. Geiz mag reich machen, ob er auch glücklich macht, wage ich zu bezweifeln. Für jemanden, der seinen Kontostand liebt, mag das anders sein. Hier treffen zwei Prinzipien zusammen, die durchaus nebeneinander bestehen können. Ob es allerdings in einer Partnerschaft funktionieren kann, bezweifele ich. Der Gegensatz ist zu groß. Da müssen schon beide gleich ticken. Das gilt aber bei allen Angelegenheiten so. Gleichgesinnt verträgt sich. Nur, der Prinzipienreiter ist meist dominant und behauptet, nur so wie ich es mache, ist es richtig. Ich bin da eher ergebnisorientiert, das heißt, der Weg ist das Ziel. Man sagt ja, alle Wege führen nach Rom. Fairness oder Gerechtigkeit ist auch so ein Ding. Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker. Und überall wo Fanatiker drin steckt, ist Vorsicht angesagt, auch bei an sich positiven Eigenschaften. Eiferer neigen zum Übertreiben, zum alles gleich machen. Oder der Kontrollfreak. Eine ganz üble Sache, dieser Zwang zur Kontrolle. Aber auch Gerechtigkeit kann relativ sein. Es wäre doch blöd, wenn zwei eine Tafel 100 Gramm Schokolade sofort verzehren sollten und dabei diese zu gleichen Teilen teilen sollten, obwohl einer nur 20 Gramm möchte, aber aus Gerechtigkeitserwägungen nun in der Mitte geteilt würde und er 50 Gramm essen sollte. Sie sehen, was augenscheinlich gerecht ist, kann durchaus nicht gewünscht sein. Anfrage an Radio Jerewan: Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat? Antwort: Im Prinzip ja. Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch. Und es war kein rotes Auto, sondern ein blaues Fahrrad. Und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden.

Alles im Leben ist ein ständiges Geben und Nehmen. Ich halte es mit dem Zitat aus Schillers Drama Wallensteins Lager: „Leben und leben lassen!“ Ei Gude, wie!