Treue ist eine Tugend, welche die Verlässlichkeit eines Handelnden gegenüber einem anderen, einer Gruppe oder einer Sache ausdrückt. Sie basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Als das Gegenteil des Vertrauens gilt das Misstrauen. Wohl dem, der nicht von Misstrauen geplagt wird. Treue fußt auf Loyalität. Loyalität bezeichnet die auf gemeinsamen moralischen Maximen basierende oder von einem Vernunftinteresse geleitete innere Verbundenheit. Ist also auch keine Einbahnstraße und besteht aus Geben und Nehmen. Zwei wichtige Voraussetzungen. Oder? Loyalität zeigt sich sowohl im Verhalten gegenüber demjenigen, dem man loyal verbunden ist, als auch Dritten gegenüber.
Jemandem ewige Treue zu versprechen ist heute ein großes Bekenntnis, aber keine Garantie mehr. Auch wenn wir das gern hätten. Liebe wie im Märchen. Ich bleibe bei dir, komme, was da wolle. Die Realität sieht anders aus. Fast die Hälfte aller Ehen wird geschieden. Auch sonst scheint es nicht vieles zu geben, dem wir gern ein Leben lang die Treue halten. Wir gehen mit der Mode, wechseln unser Smartphone jedes Jahr, damit wir kompatibel bleiben mit dem Rest der Welt. Und trotzdem, oder gerade deshalb, ist da diese Sehnsucht. Der Wunsch danach, dass das, was wir in einem bestimmten Augenblick für wichtig halten, sich nicht mehr verändern soll. Der Treue die Treue zu halten, passt das überhaupt noch in unsere moderne Zeit, in der Flexibilität längst als eins der höchsten Güter gilt? Wahrscheinlich ist dieser Widerspruch auch der Grund, warum wir ein so zwiegespaltenes Verhältnis zur Treue haben. Sie im einen Moment hochhalten und im nächsten schleunigst über Bord werfen. Die Dinge ändern sich halt, sagen wir dann achselzuckend. Aber brauchen wir Treue nicht genau deshalb so dringend? Weil sich die Dinge ständig ändern und wir ohne Treue wie ein Papierschiffchen auf den Wellen hin und her schaukeln würden? Richtungslos, dem Wind ausgeliefert, der mal in die eine, mal in die andere Richtung bläst. Ei Gude, wie!