GNA: Seit 20 Jahren im Dienst der Auenlandschaften

Das Team der GNA (von links): Günter Könitzer, Konstantin Helder, Dr. Helmut Steiner und Dr. Susanne Hufmann. Foto: Ulrike Pongratz

„Wir machen Projekte. Dafür steht die GNA“, sagt bei unserem Besuch Susanne Hufmann, Gründungsmitglied und seit 2015 Vorsitzende der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA). Die Diplom-Biologin ist Geschäftsführerin, Projektleiterin und Koordinatorin der gemeinnützigen Gesellschaft mit Sitz in Rodenbach.

Region – Gemeinsam mit Projektleiter Günter Könitzer, Diplom-Biologe Dr. Helmut Steiner und zahlreichen Ehrenamtlichen sorgt die GNA seit 20 Jahren dafür, dass in und an Flüssen und Bächen naturnahe Lebensräume wieder hergestellt werden. Seltene oder bedrohte Arten wie Laubfrosch, Eisvogel, Fischotter oder Kiebitz stehen häufig im Fokus der GNA.

Von Anfang an spielte bei der Renaturierung von Auenlandschaften der Natur- und Hochwasserschutz eine zentrale Rolle. „Wir betreiben bei allen Projekten nicht nur Artenschutz, sondern behalten das Ganze im Auge“, sagt Hufmann. „Und mit dem Klimawandel wird ein intelligentes Wassermanagement zu einer zentralen Aufgabe nicht nur für den Naturschutz.“

Die GNA kann hier mit ihrer 20-jährigen praktischen Erfahrung in der Umsetzung von Projekten wertvolle Beiträge zu einem naturnahen Wasserrückhalt leisten. Die Gesellschaft nimmt bei der Revitalisierung von Flüssen und Bächen und der Renaturierung von Auen und Feuchtgebieten auch den Einsatz von Baggern in Kauf. Mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt wurden 2009 und 2010 unter Federführung der GNA Flachwasserzonen und flache Ufer am Ruhlsee hergestellt. 2019 beispielsweise wurden für den Eisvogel Brutwände entlang der Kinzig geschaffen oder optimiert, wobei Pflanzenbewuchs entfernt und Brutröhren angelegt wurden.

Auch für das aktuelle Vorhaben am „Herrenbruch“, große offene Feuchtgebiete für den Kiebitz herzustellen, werden zuerst die Bagger anrollen. Sie heben einen ringförmigen Graben aus, um Dachs oder Waschbär fernzuhalten. Kiebitz, Laubfrosch oder Gelbbauchunke stehen stellvertretend für viele Arten der Auen und Feuchtgebiete, deren Lebensräume weiterhin stark gefährdet sind.

Trotz vieler erfolgreicher Projekte bleibt das Engagement der GNA eine wahre Sisyphusarbeit. Im Alltag bedeutet Naturschutz, in einer mit mehrfachen rechtlichen Bindungen überlagerten Landschaft, Maßnahmen ausfindig zu machen und zu entwickeln, Projektskizzen auszuarbeiten, Anträge zu stellen, Fördermittel zu akquirieren und viele, viele Termine vor Ort.

„Nennen Sie mir einen Quadratmeter Fläche, der nicht mit Nutzungs- und Planungsrechten belegt ist“, sagt Projektleiter Günter Könitzer. Arten- und Naturschutz ist ein mühsamer Abstimmungsprozess mit vielen Beteiligten. Maßnahme für Maßnahme, Projekt für Projekt werden in kleinen Schritten realisiert. Umso erstaunlicher ist es, dass von Rodenbach aus erfolgreich große Projekte entlang der Kinzig initiiert und umgesetzt wurden. Dazu zählen beispielsweise die Renaturierung der Orbmündung, der Aufbau eines Biotopverbundes Laubfrosch an der Kinzig mit einem „tollen Ergebnis“. Die GNA arbeitet nicht nur punktuell, sondern begleitet viele Maßnahmen mit Forschungsprojekten oder Gutachten.

Seit 2022 forscht Dr. Helmut Steiner in einem Pilotprojekt (das bereits 2015 gestartet wurde) an Methoden und Maßnahmen, um die giftige Herbstzeitlose in den extensiv genutzten Grünlandflächen zurückzudrängen. Im etwa 600 Hektar großen Projektgebiet im unteren Kinzigtal wurden in Kooperation von Landwirtschaft und Naturschutz Maßnahmen zum Grünlandmanagement erprobt. Extensiv genutzte Wiesen sind aus Naturschutzsicht wertvolle Lebensräume. Diese lassen sich nur erhalten, wenn Landwirte die Wiesen als Tierfutter nutzen können, was nur ohne Giftpflanze möglich ist. Erste Erfolge wurden 2022 in einem Leitfaden zusammengefasst.

Neben Renaturierung und Artenschutz wird Umweltbildung zu einer wichtigen dritten Säule der GNA, die sie zu einer „ökologischen Bildungsstätte“ ausbauen will. Seit 2019 hat die GNA einige Räume im Alten Pfarrgehöft in der Mühlstraße gemietet. „Wir haben hier viel mehr Möglichkeiten, drinnen und draußen Veranstaltungen anzubieten“, sagt Hufmann. Die Naturschutzjugend „Die Eisvögel“, die sich wöchentlich trifft, beschäftigt sich praktisch und theoretisch mit Themen wie „Lebensräume“ oder „Garten und Ernährung“. Kindergruppen oder auch Schulklassen haben großen Spaß an der „Wasserforscher-Kiste“ oder sind mit dem „Waldrucksack“ im Gelände unterwegs.

Mit dem Binokular“ lassen sich bereits viele Wassertiere erkennen, da staunen Kinder und Erwachsene. „Wir passen unsere Angebote an Altersstufe und Anforderungen sehr individuell an. Wir holen die Menschen dort ab, wo sie gerade stehen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, berichtet Hufmann. Fortbildungen, Führungen und Workshops werden vielfach von externen Fachleuten durchgeführt. Dazu zählen auch die zahlreichen Weiterbildungen für Pädagogen, Erzieher und Tagespflegepersonen, die immer sofort ausgebucht sind.

In die vielseitige Praxis des Arten- und Naturschutzes kann derzeit Konstantin Helder hineinschnuppern. Der Student der Landschaftsökologie mit Schwerpunkt „Renaturierung von Fließgewässern“ absolviert ein achtwöchiges Pflichtpraktikum.

Am Samstag, 30. September, heißt es zum Beispiel „Gewässerkunde leicht gemacht“. Das Angebot richtet sich an Laien, die sich für das Leben im und am Gewässer interessieren. „Wir wollen den Menschen zeigen, wie toll und belebt ihre nahe Umgebung ist“, so Helder. Der eintägige Workshop unter Leitung von Thomas Andres, Diplom-Biologe und Limnologe, ist auf acht Teilnehmer begrenzt. Die Teilnahme kostet 50 Euro.

Kontakt und Anmeldung: Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung, Mühlstraße 11, 63517 Rodenbach, z 06184 9933797, E-Mail an gna.aue[at]web[dot]de, Näheres auch auf www.gna-aue.de.

VON ULRIKE PONGRATZ