„Die Grünen haben Lösungen“

Das offizielle Endergebnis der Europawahl im Main-Kinzig-Kreis. Grafik: gn

20,9 Prozent, zweitstärkste Kraft im Main-Kinzig-Kreis und ein Plus von 10,3 Prozent - das Resultat der Grünen im Main-Kinzig-Kreis bei der Europawahl kann sich wahrlich sehen lassen.

Main-Kinzig – In Nidderau, Schöneck und Gelnhausen erhielten die Grünen fast schon sensationell mehr Stimmen als alle anderen Parteien. Kein Wunder, dass die Wahlanalyse in den Parteigremien am Montag durchweg positiv ausfiel. Anschließend stand der Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Reiner Bousonville, Rede und Antwort.

Schade, dass am Sonntag keine Kommunalwahl im Main-Kinzig-Kreis war, oder?

Reiner Bousonville: „Das war auch der erste Gedanke, den ich hatte. Mit diesem Ergebnis auf Kreisebene wären wir zweistärkste Kraft und eine Koalition im Main-Kinzig-Kreis wäre nur mit starken Grünen möglich. Aber das ist alles hypothetisch - wir sind die viertstärkste Fraktion im Kreistag, aber jetzt mit der Unterstützung von 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Diese Kraft wollen wir nutzen, um unsere konstruktive Oppositionsarbeit mit Schwung fortzusetzen. Bis zur Kommunalwahl im Frühjahr 2021 werden wir mit grünen Inhalten zeigen, dass es Alternativen zu den Ideen der Großen Koalition im Kreis gibt. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei der Wahl zum Kreistag ein sehr gutes Ergebnis erzielen werden.“

Welche Aussagekraft hat das grüne Ergebnis bei der Europawahl hinsichtlich der Stimmungslage für die Grünen im Main-Kinzig-Kreis?

Bousonville: „Wir nehmen diesen Vertrauensvorschuss mit, die Themen Klima- und Umweltschutz auch in unserem Kreis noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Aber auch für unsere beharrliche Arbeit vor Ort bekommen wir durch dieses Ergebnis Rückenwind. Mit Schöneck, Nidderau und Gelnhausen haben wir in drei Kommunen sogar die meisten Stimmen erhalten. Mit der Unterstützung von 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler wollen wir zeigen, dass grüne Arbeit nicht nur in Europa, sondern auch vor der eigenen Haustür zum Erfolg geführt werden kann.“

In welchen Kommunen hat Sie das Ergebnis besonders überrascht?

Bousonville: „Überrascht, aber vor allem gefreut hat uns das Ergebnis in jeder Kommune, besonders aber in den drei Kommunen, in denen wir die meisten Stimmen geholt haben. Es ist wirklich bemerkenswert: Fast in jeder Kommune haben wir zweistellige Zuwächse im Vergleich zu 2014, beispielsweise auch in Hammersbach und Rodenbach, wo sich vor Kurzem, mit Unterstützung des Kreisvorstandes, zwei neue Ortsverbände gegründet haben. Das zeigt, dass grüne Arbeit vor Ort wichtig ist, auch wenn es sich um eine Europawahl handelt.“

Klären Sie uns doch mal auf: Warum sind die Grünen derzeit so erfolgreich?

Bousonville: „Weil wir, nachvollziehbar und konsequent für unsere Ziele wie die Bekämpfung des Klimawandels einstehen. Diese Klarheit wird, insbesondere von der jungen Generation, die mit ‚Friday for Future’ ihre klaren Forderungen an die Politik formuliert, honoriert. Aber auch bei den unter Sechzigjährigen haben wir die höchste Zustimmung. Da ist was in Bewegung gekommen - Grüne haben Lösungen, nicht nur bei den Umweltthemen, sondern beispielsweise für eine europaweite gerechte Steuerpolitik, die den großen Konzernen wie Amazon und Google keine Schlupflöcher bietet. Jetzt gilt es, unsere Lösungen für eine zukunftweisende Politik in reales Handeln zu überführen.“

Im Main-Kinzig-Kreis hatte sich der Stimmenanteil bei der Kommunalwahl 2016 auf 8,3 Prozent fast halbiert, lässt sich das mit diesem Rückenwind bis zur nächsten Wahl in knapp zwei Jahren wieder korrigieren?

Bousonville: „Das wird sich in zwei Jahren zeigen. Die Ergebnisse derzeit in Hessen und Europa geben uns natürlich den benötigten Rückenwind. Aber Politik lässt sich nie so einfach vorhersagen, deswegen ist es noch früh, Prognosen für 2021 zu geben. Wir werden aber alles daransetzen, mit guter Arbeit die Wählerinnen und Wähler von uns zu überzeugen.“

Und welche Themen werden die Grünen MKK in den nächsten Monaten dafür in den Mittelpunkt stellen?

Bousonville: „Naturschutz hier vor Ort. Wir haben zahlreiche Initiativen angestoßen, ob in Regierungsverantwortung oder auch in der Opposition. Denn Natur- und Umweltschutz kann nicht passieren, wenn er nur in Brüssel oder Berlin beschlossen wird. Er muss vor Ort umgesetzt werden. Und dafür benötigt es viele regionale Ideen. Es ist uns auch wichtig, wegweisende Entscheidungen des Kreises, wie beispielsweise die geplante Gesundheitsakademie, für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar und transparent zum besten Ergebnis zu führen. Als stärkste demokratische Oppositionspartei haben wir in den vergangenen Monaten gezeigt, dass SPD und CDU an unseren Ideen nicht so einfach vorbeikommen. Wir wollen daher in allen Politikbereichen unseren konstruktiven und gestaltenden Kurs fortsetzen. Den Stillstand der Großen Koalition gilt es zu verhindern.“

Von Andreas Ziegert

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