Industriegeschichte gesichert

Ortstermin in der ehemaligen Steingutfabrik (von links): Landrat Thorsten Stolz, Christine Raedler (Zentrum für Regionalgeschichte), Silke Tiemann (Geschäftsführerin Werksverkauf Wächtersbacher Keramik), Gerd Hausen (anleitender Keramiker, früher Wächtersbacher Keramik, derzeit angestellt bei Könitz Group GmbH), Erich Neidhardt (Vorsitzender des Museums- und Geschichtsverein Brachttal e.V.), Heiner Gunia (Vorstandsmitglied Verein Industriekultur Steingut - Wächtersbacher Keramik e.V.), Klaus Keßler (Privatsammler und Inhaber des „Keramikmuseums Lindenhof“) sowie Brachttals Bürgermeister Wolfram Zimmer. Foto: Kreispressestelle

Der Main-Kinzig-Kreis hat das Firmenarchiv der „Waechtersbacher Keramik“ gesichert und damit einen wichtigen Teil der heimischen Industriegeschichte erhalten.

Brachttal – Vor circa 100 Jahren erlebte die Steingutfabrik ihre Glanzzeit. Heute ist das einst weltbekannte Unternehmen vor allem ein herausragendes Beispiel der wirtschaftlichen Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. „Es ist eine wichtige Aufgabe, dieses Kapitel der Industriekultur zu bewahren“, sagt Landrat Thorsten Stolz bei einem Besuch an der ehemaligen Produktionsstätte in Schlierbach.

Das Gelände mit seinen historischen Gebäuden steht teilweise zum Verkauf, einige Bereich werden bereits von verschiedenen Unternehmen genutzt. Damit drohten, auch zahlreiche Bestände des umfangreichen Firmenarchivs veräußert zu werden und so aus dem Blickfeld zu verschwinden. Dieser möglichen Entwicklung wollten zahlreiche Akteure vor Ort in Brachttal nicht tatenlos zusehen. Sie versuchten Gelder für einen Archivkauf anzuwerben und erkundigten sich nach entsprechenden Fördermöglichkeiten.

Diese Alarmsignale erreichten auch die Kreisspitze und verschiedene Optionen wurden geprüft. Schließlich reifte im März die Entscheidung, die einmalige Chance zu nutzen und große Teile des Firmenarchivs zu erwerben. Der Kreisausschuss stellte dafür die entsprechenden Mittel in Höhe von circa 20.000 Euro zur Verfügung. Damit konnten wichtige Dokumente, Vorlagen, Schablonen und Muster aus der circa 180-jährigen Geschichte gesichert werden.

Die Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte, Christine Raedler, sichtete das vorhandene Material und bereitete den Ankauf vor. Die komplette Sammlung umfasst das Papierarchiv mit zahlreichen Skizzen- und Dekorbüchern, etwa 3000 Kupfer- und Metalldruckplatten, die Keramiksammlung der ehemaligen Produktion, wertvolle Modelle und Prototypen, die umfangreiche Glasplattensammlung und sonstige Negative, Produktionsformen für Keramik sowie Entwurfszeichnungen und weitere Stücke. Außerdem wurden Kataloge, Baupläne, geschäftliche Korrespondenz und handschriftliche Protokolle übernommen.

gn