Medizin am Modell trainieren

In speziellen Räumen für den berufspraktischen Unterricht können in der Akademie für Gesundheit durch komplexe Fallsimulationen pflegerische Handlungen geübt werden. Foto: PM

Die Akademie für Gesundheit der Main-Kinzig-Kliniken unter Leitung von Anett Taranko hatte jüngst zur Eröffnung des sogenannten Skills Lab eingeladen, spezielle Räume für den berufspraktischen Unterricht, in dem durch komplexe Fallsimulationen pflegerische Handlungen eingeübt werden können.

Gelnhausen – „Ich bin wirklich sehr aufgeregt vor dieser Operation“, sagt die Patientin mehrmals, während die pflegerische Auszubildende ihr Mut zuspricht, ihre Vitalzeichen kontrolliert und professionell die kommenden Schritte erläutert. „Sie sind in guten Händen“, versichert diese, und die Patientin, die einen Kaiserschnitt vor sich hat, wird ruhiger. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich: Die Situation ist gestellt, die Patientin ist kein Mensch, sondern ein Trainingsmodell, also ein Simulator, der dem menschlichen Körper nachempfunden ist. Die Stimme gehört einer Lehrkraft, die das Training aus dem Nebenraum heraus mitgestaltet. Als die Herztöne des ungeborenen Babys deutlich zu hören sind, fällt die Anspannung ab, nicht nur bei den Auszubildenden, auch bei den Gästen, die die Performance gespannt verfolgen.

Vor rund neun Monaten entstand die Idee, die bisher genutzten Praxis-Räume der Akademie für Gesundheit zu erweitern, umzugestalten und das Pflegesetting umfangreich auszugestalten. „Dies wurde durch das Team mit großem Elan und aus eigener Kraft umgesetzt“, so Taranko. Die Gelnhäuser Akademie für Gesundheit ist eine der größten Schulen im Gesundheitswesen in Hessen und bildet auch über die Kreisgrenzen hinweg aus.

Die Schaffung bestmöglicher Lehr- und Lernbedingungen sowie die Schaffung moderner Ausbildungsangebote sei der Schule, die im Herbst ihr 75-jähriges Jubiläum feierte, ein zentrales Anliegen. „Es ist wichtig, dass die Realität der Ausbildung den Erwartungen der jungen Menschen entspricht“, erklärt Taranko: „Wir möchten eine hohe Qualität in der Ausbildung sicherstellen, um berufliche Kompetenzen zu entwickeln.“

Zeitgemäße Methoden im theoretischen und berufspraktischen Unterricht seien hierbei entscheidend, so die Schulleiterin, die sich bei allen Beteiligten für die Planung und Umsetzung bedankte. Es sei ein großer Gewinn für die Akademie, dass der Patientensimulator „Nursing Anne“ angeschafft werden konnte, so Taranko. Denn mit diesem können herausfordernde Pflegemaßnahmen trainiert, Notsituationen nachgestellt und Übungen jederzeit wiederholt werden. Die zur Verfügung gestellten Daten erlaubten eine valide Analyse.

Dass die Auszubildenden nicht nur viel erlernt haben, sondern bei der Übung auch Spaß hatten, wurde im Laufe der Gesamtperformance deutlich. Diese umfasste neben der pflegerischen OP-Vorbereitung auch die Operation in einem nachgebauten OP-Saal sowie die anschließende Versorgung des neugeborenen Kindes. Die realitätsnahen Fallsimulationen verlangen den Nachwuchskräften umfangreiche Fach-, Kommunikations- und Sozialkompetenz ab. In geschütztem Rahmen realitätsnah zu üben, erhöht gleichzeitig die Patientensicherheit: „Die Auszubildenden führen Handlungen wie Injektionen, Katheterisieren, Sonde legen usw. nicht direkt am Patienten durch, sondern können vor der ersten Umsetzung eine gewisse Sicherheit erlangen“, erläuterte Taranko.

Ein weiterer Vorteil liege darin, die notwendige Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen von Beginn an optimieren zu können: „Wir freuen uns auf den Austausch und Anregungen aus der Praxis, welche in die Ausbildung einfließen und nun noch gezielter geübt werden können.“
upn