Notstromgerät für Tankstelle

Main-Kinzig-Kreis – Droht in diesem Winter ein Blackout, also ein flächendeckender Ausfall der Strom- und damit vermutlich auch der gesamten Energieversorgung? Darüber hat der Kreistag auf seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der AfD-Fraktion diskutiert.

Das Fazit der Debatte, an der sich keine weitere Fraktion beteiligte: Die Ressourcen sind begrenzt, alle Auswirkungen eines Blackouts können nicht aufgefangen werden. Landrat Thorsten Stolz (SPD) appellierte daher vor allem an die Selbstverantwortung der Bevölkerung.

Die Ansicht der AfD: Ein Blackout ist eine reale Gefahr und die Kommunen sind nicht darauf vorbereitet. Das befürchtet AfD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Mohn und verwies auf eine Simulation des Rheingau-Taunus-Kreises: Brand- und Meldeanlagen funktionierten dort nach zwei Stunden nicht mehr, der Mobilfunk brach zusammen, nach 24 Stunden trete ein Massensterben der Nutztiere auf, nach 48 Stunden fielen sämtliche Kliniken aus. Fast 400 Tote würden nach dieser Simulation nach vier Tagen zu verzeichnen sein. Als ökonomischer Schaden wurden 220 Millionen Euro beziffert. Die parteipolitische Schlussfolgerung von Mohn: Die Energiewende müsse gestoppt werden, Deutschland müsse wieder auf Atomstrom setzen.

Laut Landrat Thorsten Stolz (SPD) könne man auch in Deutschland nicht mit absoluter Sicherheit darauf vertrauen, nicht von einem länger anhaltenden flächendeckenden Stromausfall betroffen zu sein, obwohl es deutlich bessere Voraussetzungen als in anderen Ländern gebe. „Ein Restrisiko bleibt immer“, es könnten menschliches Versagen, Naturkatastrophen oder kriminelle Handlungen einen Blackout auslösen.

„Paragraf 1 im Blackout-Fall ist die Eigenverantwortung von jedem und damit auch die eigenständige Vorbereitung.“ Es müsse zwar niemand in Panik verfallen, sich aber ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, so der Landrat.

Neben Polizei und den hauptamtlichen Hilfskräften stehen laut Stolz im Main-Kinzig-Kreis weitere 5500 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes zur Verfügung, die aber nicht unbegrenzt eingesetzt werden könnten. Zudem müssten sich diese zusätzlich auch um ihr eigenes privates Umfeld kümmern. „Was wichtig ist: Die Leistungen der Netzbetreiber und Elektrizitätsbetreiber können nicht vom Katastrophenschutz ersetzt werden“, verwies Stolz auf die Broschüren des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Da gibt es umfangreiches Informationsmaterial, das kann ich jedem Privathaushalt nur ans Herz legen.“ Um auf einen Blackout vorbereitet zu sein, wird laut Stolz derzeit eine Tankstelle im Kreisgebiet mit einer Notstromeinrichtung ausgestattet, damit dort vor allem die Einsatzfahrzeuge aus der kritischen Infrastruktur mit Treibstoff versorgt werden könnten.

Zudem stelle der Kreis die Notstromeinspeisung sicher. Zusätzlich würde das Treibstofflager der Kreiswerke Main-Kinzig genutzt werden können.

Sporthallen, die als Anlaufstellen dienen könnten, sollen ebenfalls für eine Notstromeinspeisung ausgerüstet werden.

VON ANDREAS ZIEGERT