Dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ verpflichtet

Prominenter Gast: Digital-Ministerin Kristina Sinemus überreicht den Scheck der Kinderzukunft an Gerald Asamoah. Links im Bild: Hans-Georg Bayer vom Stiftungsvorstand. Foto: PM

Die Stiftung Kinderzukunft mit Sitz in Gründau wurde am 17. Oktober 1988 durch den Möbelhändler Rudolf Walther gegründet. Sie führt Kinderdörfer in Bosnien-Herzegowina, Rumänien und Guatemala, hilft auch in Thailand und Sambia mit Ernährungsprogrammen und Gesundheitsberatung. Das Stiftungskapital beträgt 5,7 Millionen Euro, 2022 nahm sie fast drei Millionen Euro Spenden ein, investierte fast 3,4 Millionen.

Gründau/Region – Danijel lebt und arbeitet jetzt in Deutschland. Nicht immer hatte der Bosnier so viel Glück. „Ich musste ohne Mutter und Vater aufwachsen“, erzählt er. „Trotzdem hatte ich eine wunderschöne Kindheit, eine Familie.“ Damit meint er seine Gruppe Selo Miro, das Friedensdorf der Stiftung Kinderzukunft. Die Stiftung feierte nun mit viel Prominenz im Congress Park Hanau ihren 35. Geburtstag.

„Frühstück und Abendessen gibt’s im Haus“, erzählt Fihreta, Mittagessen wird in der Kantine serviert. Als „Mutter“ betreut sie ein Dutzend Mädchen und Jungen in einer Bungalowhälfte der Anlage im Kanton Tuzla. Mirela ist die Herrin über die Waschmaschinen des Dorfs, die den ganzen Tag mit Textilien der 96 drei- bis 18-jährigen Bewohnerinnen und Bewohner laufen. Die Jüngsten besuchen den Kindergarten auf dem Gelände der Einrichtung, den die Erzieherin Edisa leitet. Die Älteren werden mit Bussen in Schulen in Lukavac gebracht.

Oder sie absolvieren eine handwerkliche Ausbildung in Räumen des Selo Miro. Es gibt eine Nähstube, in der auch Jungs den Faden führen, „aber wir brauchen modernere Maschinen“, informiert die Stimme in dem Film, der gerade über die Leinwand im CPH flimmert. Der Computerkurs lechzt nach neuen Rechnern.

Qualifiziert werden die Teenager außerdem in einer Schneiderei, einem Frisörsalon, in einer Kfz-Werkstatt und einer Schreinerei. „Es ist schwer, Fachleute zu finden, die unsere Jugendlichen unterrichten können“, erklärt Amir Pozderovic, der als Kind in den 70ern mit seiner Familie im Westerwald aufgewachsen ist, in den 80ern zurück nach Bosnien gezogen war. In Turija begann er als Aushilfe, jetzt arbeitet er als Sekretär in der Verwaltung.

Dort, nahe des Modrac-Sees, verfügen sie auch über ein Gewächshaus mit Obstbäumen. Außerdem gedeihen Salat, Tomaten und Paprika dank eines eigenen Brunnens. Die Bäckerei nebenan spart den jungen Leuten auch Geld. „Die Kinder übernehmen Aufgaben und Pflichten, genießen in ihrer Freizeit das Spiel auf dem Sportfeld in der Mitte der kreisförmig angeordneten Häuser. „Es herrscht eine liebevolle, gute Atmosphäre“, sagt eine Patin bei einem Besuch. Diesen Eindruck verbreiten auch die Fotos vom Kinderdorf Aldea Infantil im Hochland von Guatemala. Dort erfahren 162 Kinder und Jugendliche ohne elterliche Fürsorge Schutz und Geborgenheit, um in Sicherheit und Frieden heranwachsen zu können.

Ein Film dokumentiert die Situation von Adriana im rumänischen Temesvar. Sie musste für zehn jüngere Geschwister sorgen, bevor alle Geschwister Aufnahme im Kinderdorf fanden.

Die Stiftung des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Gerald Asamoah widmet sich einer anderen Aufgabe. Sie vermittelt Operationen für herzkranke Kinder in seiner Heimat Ghana. Dafür erhielt er jetzt den Deutschen Kinderzukunft-Preis, der mit 10 000 Euro dotiert ist. Professor Kristina Sinemus, die hessische Ministerin für digitale Strategie und Entwicklung, überreichte ihm mit Hans-Georg Bayer, dem geschäftsführenden Vorstand der Stiftung, im CPH einen Scheck.

Sie rief die „extreme Armut und Mangelernährung“ in vielen Teilen der Welt ins Bewusstsein. Der Zugang zu Bildung sei wichtig, um die Not zu lindern, und da könne auch die Digitalisierung helfen. Dabei sei die „Hilfe zur Selbsthilfe“ entscheidend, betonte Christine Eixenberger. Die Schauspielerin, Kabarettistin und Grundschullehrerin ist neue Botschafterin der Kinderzukunft.

VON MICHAEL PROCHNOW