Röntgenblick unter die Erde

Der „Stream DP“ sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber gespickt mit modernster Technik. In Freigericht wird er deutschlandweit zum ersten Mal eingesetzt. Foto: PM

Auf Freigerichts Bürgersteigen rollt derzeit ein echtes Hightech-Gerät: Der Georadar „Stream DP“ sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber offenbar ein Wunder moderner Technik.

Freigericht – „Das Gerät analysiert, ob und wie tief Leitungen unter der Erde liegen“, sagt Wilhelm Dresselhaus, Geschäftsführer von Terra-Digital. Das Unternehmen sammelt für die Breitband Main-Kinzig GmbH aktuell Vermessungsdaten für den Glasfaserausbau.

Glasfaserkabel werden üblicherweise 40 Zentimeter tief unter die Erde gebracht. Die Breitband Main-Kinzig, die jüngst mit dem Glasfaserausbau in Freigericht-Bernbach startete, verlege die Leitungen sogar 20 Zentimeter tiefer als vorgeschrieben: „Damit gehen wir auf Nummer sicher“, erklärt Breitband-Geschäftsführerin Simone Roth.

Schließlich solle das Netz nachhaltig sein. Je tiefer die Leitungen unter der Erde sind, desto geschützter seien sie vor möglichen Schäden. Bevor die Kabel verlegt werden, versichert sich das dort zuständige Tiefbauunternehmen NGE Contracting, dass keine anderen Leitungen an den jeweiligen Stellen verlaufen. Farzan Hamzehei, Projektmanager bei NGE, sagt: „Das ist wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden. Wir haben das Unternehmen Terra-Digital damit beauftragt, vor dem Ausbau für uns in den Boden zu schauen. Das machen sie mit hochmoderner Technik.“ In Freigericht passiere das derzeit sogar mit der modernsten Technik, die es gibt. Denn der Georadar „Stream DP“, den Terra-Digital aktuell für die Vermessung in Bernbach nutzt, werde hier im Main-Kinzig-Kreis deutschlandweit zum ersten Mal eingesetzt.

„Der Georadar wird wie ein Rasenmäher über die Straßen geschoben“, sagt Dresselhaus. Dabei schickt er immer wieder elektromagnetische Impulse in die Erde, die reflektiert werden. Durch die Laufzeit des reflektierten Signals lassen sich die Tiefe und die Lage einer Leitung bestimmen. Parallel zum Einblick in den Boden fliegt eine Drohne über die Straße. Sie erfasst zentimetergenau das Bauumfeld und liefert damit Informationen für die Trassenplanung.

Dadurch könnten Hindernisse einer neuen Trasse schon in der Planungsphase umgangen werden. Dresselhaus: „Mit dem Georadar und der Drohne erstellen wir einen digitalen Zwilling des Baugrunds.“ Alle gelieferten Daten sind bis auf einen Zentimeter genau.

Roth zeigt sich begeistert: „Mit der frühzeitigen Vermessung vermeiden wir Straßenschäden, weil wir schon vor dem Aufgraben der Straßen wissen, was im Erdreich liegt. Außerdem erkennt der Bodenradar auch Leerrohre, die wir für die Verlegung von Glasfaser nutzen können.“

Terra-Digital fange mit den Vermessungen immer so früh wie möglich an. Das sei für die Genauigkeit der Daten wichtig, so Roth: „Wenn die Bürgerinnen und Bürger in der nächsten Zeit also solch ein Gerät vor der Haustür rollen sehen, können sie sich freuen. Das heißt, dass es bald mit den Glasfaser-Ausbauarbeiten los geht.“

Der Georadar werde aber nicht in allen Kommunen eingesetzt. Bernbach ist der erste Ortsteil von Freigericht, den die Kreistochter Breitband Main-Kinzig mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Dann sollen auch die anderen Ortsteile schnelles Internet bekommen.

Bis 2026 möchte die Breitband Main-Kinzig insgesamt 80 000 Haushalte im gesamten Kreis mit schnellen Bandbreiten ausstatten.
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