Wasserrechte schneller erhalten

Geld aus Wiesbaden: Die hessische Umweltministerin Priska Hinz überbrachte jetzt den Förderbescheid in Höhe von 60 000 Euro. Damit soll ein neues Wasserkonzept erstellt werden. Foto: Andrea Euler.

Umweltministerin Priska Hinz überbringt in Gelnhausen Förderbescheid des Landes.

Gelnhausen – Oliver Habekost, Geschäftsführer der Kreiswerke Main-Kinzig, freut sich: Umweltministerin Priska Hinz hat bei ihrem Besuch kürzlich einen Förderbescheid in Höhe von 60 000 Euro für die Kreiswerke im Gepäck. „Wir haben diesen Förderbescheid herbeigesehnt, damit wir ins Arbeiten kommen“, betont er. Das Geld soll der Erstellung eines kommunalen Wasserkonzepts für das Versorgungsgebiet dienen.

Immerhin beliefern die Kreiswerke rund 130 000 Menschen mit Trinkwasser. Etwa 34 000 Hausanschlüsse hängen am Versorgungsnetz, das Wasserleitungsnetz umfasst 1100 Kilometer Gesamtlänge. 60 Prozent des Trinkwasserbedarfs werden mit eigenen Fördermengen bestritten, die übrigen 40 Prozent von vielen weiteren Anbietern gekauft. Den Trinkwasserbedarf als „Lebensmittel Nummer eins“ zuverlässig zu decken, stellt eine hohe Anforderung an die Versorger.

Bereits vor fünf Jahren wurde ein Wasserkonzept erstellt, das neue soll nun noch mehr Aspekte berücksichtigen. Das laufende Konzept hat unter anderem dazu geführt, dass in Biebergemünd weitere Quellen saniert wurden, der Bau zweier weiterer Brunnen wurden planerisch begleitet.

Die Trinkwassergewinnung erfolgt über 33 Brunnen und ein Quellwasserwerk mit elf Quellen. Es wird über elf Wasserwerke zur Verfügung gestellt, wobei fünf davon über Aufbereitungsanlagen verfügen. Die Wasserampel wurde eingeführt, dank der der Bevölkerung optisch deutlich gemacht wird, wie es um die Trinkwasserverfügbarkeit zum aktuellen Zeitpunkt bestellt ist. Die Kommunen haben daraufhin Gefahrenabwehrverordnungen erstellt – die jedoch nur dann greifen können, wenn ein Notstand bereits existiert. Abnahmeverbote wären jedoch schon früher sinnvoll.

Wobei da viele Interessen aufeinanderstoßen: die des privaten Poolbesitzers etwa oder die des Sportvereins, der einen teuren Rollrasen sein Eigen nennt. Das zur Fortschreibung anstehende Wasserkonzept soll nun als Planungsbasis dienen für die kommenden 25 Jahre, ein bis zwei Jahre wird allein schon das Erstellen in Anspruch nehmen. In den Blick genommen werden sollen auch die Wassersparmaßnahmen, sowohl im privaten wie auch im industriellen Bereich.

Die Staatsministerin spricht von einem „notwendigen Bescheid“. Zu trockene Sommer, Extremwetterereignisse und unterdurchschnittliche Grundwasserstände seien an der Tagesordnung. „Das bedeutet, dass wir Vorsorge treffen müssen, dass wir auf Dauer genügend sauberes Wasser haben, um die Bürgerinnen und Bürger mit Trinkwasser zu versorgen.“ Wie viel Effizienz ist im System, wo kann eingespart werden, wie kann mehr generiert werden – das seien die Fragen, die geklärt werden müssen.

Eine jüngst vorgestellte Muster-Zisternensatzung soll dazu beitragen, dass vermehrt Niederschlagswasser eingesetzt wird für die Gartenbewässerung oder als Toilettenspülung.

Von einem „guten Tag für die Kreiswerke, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger“ spricht Landrat Thorsten Stolz. Allerdings beobachtet er in der Bevölkerung, „das Thema ist noch nicht so richtig angekommen. Niemand sieht den aufwendigen Prozess“, der mit der Versorgung mit ausreichend gutem Wasser einhergehe. Das Wasserversorgungskonzept soll die Entwicklungsperspektiven für die Region aufzeigen und langfristige Einsparpotenziale darstellen.

Als „etwas sehr Innovatives“ lobt er die Aufbereitungsanlage an der Kinzigtalsperre, in der der Wasserverband Kinzig das Oberflächenwasser nutzbar machen will. 2028 soll die Anlage „in den Echtbetrieb gehen“ und „uns ein Stück weit klimaunabhängiger machen“. Stolz nutzt den Moment, um Hinz zu bitten, das Projekt zusätzlich zu unterstützen. Auch Habekost betont, wie wichtig es sei, die Bevölkerung beim Thema Wasser mitzunehmen: „Wir müssen immer und immer wieder sensibilisieren, damit uns nicht im wahrsten Sinne das Wasser ausgeht.“

In der anschließenden Diskussionsrunde nutzen noch weitere Anwesende die Chance, mit der Ministerin ins Gespräch zu kommen: Über die Billig-Wettbewerber im Bereich Freiflächen-PV zum Beispiel. Oder über die „zu schwerfälligen Verfahren“ bei der Beantragung von Wasserrechten. „Das dauert drei bis vier Jahre, die Laufzeit beträgt aber nur 20 Jahre. Das muss zügiger gehen“, erfährt Hinz da. „Von den 20 Jahren wollen wir nicht wieder weg“, erwidert die Ministerin, „aber Sie können mir gerne mal aufschreiben, wo das Verfahren verschlankt werden kann.“

Von Andrea Euler