Main-Kinzig-Kreis – Seine Augen kippten weg und Sauer konnte den 83-Jährigen gerade noch so auffangen. Die Atmung setzte aus und die Lippen liefen blau an.
Sauer begann umgehend mit der Reanimation. Mit Erfolg: Die Atmung setzte wieder ein, das Herz schlug wieder, doch Herchenhein war noch immer nicht ansprechbar. Daraufhin rief sein damals 52-jähriger Ersthelfer geistesgegenwärtig die Notfallnummer 112 an. Der Mitarbeiter der Zentralen Leitstelle alarmierte Rettungsdienst und Notarzt.
Er blieb am Telefon und unterstützte Ersthelfer Carsten Sauer aus der Ferne. In dieser Situation wurde eine zweite Herzdruckmassage notwendig, weil das Herz von Herchenhein erneut aussetzte. Wieder war die Maßnahme erfolgreich, doch anschließend war der Patient noch immer nicht ansprechbar. Als Rettungsdienst und Notarzt eintrafen mussten ein drittes Mal reanimieren. Reinhard Herchenhein wurde mit dem Rettungswagen in das Klinikum Fulda gebracht. Dort wurde ihm ein Herzschrittmacher implantiert. „Erst als der Rettungswagen fort war, habe ich realisiert was passiert war. Da begann das Zittern“, blickt Sauer zurück.
Auch im Anschluss an den lebensbedrohlichen Notfall kümmerte sich der Lebensretter weiter um seinen alleinstehenden Nachbarn. Er besuchte den Genesenden, machte Besorgungen für ihn und kümmerte sich um dessen Wäsche.
Das Amtsgericht Fulda setzte ihn zudem als Betreuer ein, bis es Herchenhein wieder besser ging. Nach wie vor ist Sauer zur Stelle, wenn Herchenhein Unterstützung braucht. Er ist froh, dass sein Nachbar wieder ganz der alte ist und es ihm gut geht. Landrat Thorsten Stolz hat Sauer, der über 30 Jahre im Polizeidienst tätig war, vor wenigen Tagen im Main-Kinzig-Forum eine Öffentliche Belobigung des Landes Hessen überreicht. „Carsten Sauer hat seinem Nachbarn in einer lebensbedrohlichen Situation geholfen. Er ist dabei über sich hinausgewachsen und hat ohne Zögern gehandelt“, so Stolz.
Im Gegensatz zur Rettungsmedaille wird die Urkunde an Retter vergeben, die handeln, ohne dass Gefahr für das eigene Leben besteht. In Notsituationen, so Stolz, seien Menschen gezwungen, einer anderen Person Hilfe zu leisten. Er plädiert dafür, sich entsprechend vorzubereiten: „Deshalb ist es überaus wichtig, das eigene Erste Hilfe-Wissen immer mal wieder aufzufrischen.“ sem