Die Hitze ist da / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Am 21. Juni 2018 war nach dem Kalender Sommeranfang und normalerweise geht dann das große Motzen wieder los. Zu kühl, zu nass, zu stürmisch, zu windig, zu wechselhaft, zu langweilig. Seit 40 Jahren gibt Rudi Carrell allen Nörglern über das angeblich schlechte Wetter eine Stimme. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war? Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.“

Der Schlager schallt seit 1975 Trost spendend aus dem Radio und gipfelt in dem Kalauer: „...denn schuld daran ist nur die SPD“. Carrell ist 2006 gestorben. Doch das Lied des Gastgebers von Showklassikern wie „Am laufenden Band“ scheint unsterblich zu sein. Heute ist ein gutes Drittel des Sommers 2018 um und wir können uns dieses Jahr noch nicht beschweren.

Tun Sie auch so schwitzen wie ich? Für die Schulkinder und Sonnenanbeter fantastisches Wetter. Für andere nicht. Die Landwirte klagen über Ernteeinbußen. In Schweden brennen die Wälder und in Griechenland und anderswo verbrennen Menschen und ihr Hab und Gut, also eine Katastrophe. Freud und Leid liegen wahrhaft nahe beieinander.

Der jährliche Höchststand der Sonne am 21. Juni läutet nach dem Kalender den Sommer in Europa ein. Etwa zwei Wochen danach erreicht die kontinentale Landmasse Mitte Juli ihre maximale Erwärmung. Davon ausgehend, sollte also der Juli der wärmste der drei Sommermonate sein. Doch wie sich schon das tägliche Wetter oft nicht an Regeln halten will, so halten sich auch die Sommermonate nicht an diese einfache Logik. Etablieren sich zum Beispiel im Sommer die Hoch- und Tiefdruckgebiete so über Europa, dass sich für Deutschland eine nördliche Luftströmung in Verbindung mit Niederschlag einstellt, so können die Tagestemperaturen in Deutschland auch einmal weit unterhalb der 20-Grad-Marke liegen. Kalte Sommertage gibt es zwar immer mal wieder, doch der kälteste Sommertag liegt weit zurück: Am 4. Juni 1919 wurden in Berlin nur 10,0 Grad C gemessen.

Normalerweise sorgt das maritime Klima dafür, dass der Sommer während der drei Monate Juni, Juli und August in Deutschland nicht zu heiß und zu trocken wird. Jedoch konnte am 27. Juli 1983 in Gärmersdorf bei Amberg eine Rekordtemperatur von 40,2 ˚C gemessen werden.

Oft wird Meteorologen die Frage gestellt, ob Jahre mit besonders heißen oder kalten Sommern einem bestimmten Rhythmus folgen. Leider oder glücklicherweise sind jedoch das Klima und auch die Wettervorhersage nur sehr bedingt an so etwas wie „regelmäßiges Auftreten“ gebunden. Warme Sommer wie die in den Jahren 1905, 1917, 1947, 1959, 1975, 1982, 1992 und 2003 werden immer wieder von kalten abgelöst. Hierzu gehören die Jahre 1909, 1913, 1916, 1918, 1923, 1956, 1965, 1978, 1985 und 1987. Eine Auffälligkeit in den Reihenfolgen ist nicht zu finden. Machen wir also das Beste daraus und genießen die schönen Tage. Jeder auf seine Art und Weise. Aber bitte, trinken nicht vergessen. Zwei bis drei Liter sind ideal, am besten Wasser. Ei Gude, wie!