Aberglauben gibt es in allen Kulturen / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Sind Sie abergläubisch? Ich schon! Ein wenig, jedenfalls, glaube ich. Wobei? Ich ticke wie ein alter preußischer Beamter in puncto Pünktlichkeit. Ich bin also bei Terminen lieber immer früher am Ziel. Ich hasse es, zu spät kommen. Das ist nicht mein Ding. Deshalb fahre ich immer etwas früher los, damit unvorhersehbare Verzögerungen mich trotzdem pünktlich erscheinen lassen. Das ist mein Plan.

Manchmal jedoch funktioniert das mit dem früheren Losfahren nicht. Und dann kommt es, wie es kommen muss, ich komme zu spät zu meinem Termin, weil nicht vorhersehbare Umstände die Fahrzeit verlängerten. Das ist meist eine Baustelle oder ein Unfall. Manchmal auch rote Ampeln oder ein sehr langsam vor mir fahrender Zeitgenosse. Solche Menschen laufen bei mir unter der Rubrik „Opa mit Hut“ oder „Oma mit Dutt“.

In solchen Situationen bin ich echt abergläubisch. Oder Salz. Um das Salz zum Beispiel ranken sich viele abergläubische Ideen, es hat unter anderem auch die Kraft, Glück zu bringen. So ist ein Brauch, es gemeinsam mit Brot zu schenken, wenn jemand ein Haus bezieht. Doch auch das Unheil wohnt dem Kristall inne. Wer Salz verschüttet, dem drohen sieben Jahre Unglück. Salz galt schon immer als unentbehrlich, war in der Vorzeit besonders kostbar und galt sogar als heilig. Da kann Verschütten ja nichts anderes als Pech bringen! Was aber ist Aberglaube?

Als Aberglaube bezeichnet man einen als irrig angesehenen Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen, unter anderem auch eine Vorstellung vom Wirken in Menschengestalt gedachter dämonischer Kräfte. Aberglaube findet sich im Leben und Handeln von Menschen in allen Kulturen und Zeiten. Es gibt solche Vorstellungen sowohl in kulturell allgemein anerkannten kollektiven Denkmustern und Riten, wie zum Beispiel im Glauben an Glück oder Unglück bringenden Symbolen oder in Spruchformeln (zum Beispiel „toi, toi, toi“), als auch individuell. Die Bezeichnung Aberglaube wird negativ wertend auf Glaubensformen und religiöse Praktiken (Kulte) angewandt, die nicht dem als „richtig“ und „allgemeingültig“ empfundenen System kultureller Überzeugungen und Lehrmeinungen der „herrschenden“ Religion oder Weltanschauung entsprechen.

Wer seine Glückwünsche bereits vor dem Geburtstag ausspricht, der bereitet Unglück. Das nehmen Geburtstagskinder in Deutschland sehr genau. Frühestens um 0 Uhr werden die ersten melodischen Töne angeklungen oder die besten Wünsche übermittelt. Wer’s zu früh versucht, kriegt Widerworte. Hintergrund: Man weiß ja nicht, was bis zum entsprechenden Zeitpunkt noch passieren kann, man möchte das Unheil nicht herbeiführen. Entsprechend rührt daher auch die deutsche Redewendung „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“.

Und dann beim Anstoßen, da mag sich ein mancher aus dem Ausland wundern. Wir Deutschen nehmen es da ziemlich ernst, wenn’s heißt, beim Prosten schaut man sich in die Augen. Denn niemand will sieben Jahre schlechten Sex. Deutscher Aberglaube: Das bringt Unglück, also immer in die Augen schauen.

Ei Gude, wie!