Fischotter vor Rückkehr in die Kinzig

Eindeutig: Eine Fischotterspur bei Sinntal.

Naturschützer beobachten seltene Art im Osten des Kreises.

Main-Kinzig-Kreis – Es sind faszinierende Kreaturen, die spätestens durch den berühmten Tierfilmer und Naturschützer Heinz Sielmann bekannt geworden sind: die Fischotter. In der Region sind die grazilen Tiere seit 2022 im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Klein-Auheim zu sehen. Bald könnte es sogar sein, dass die Fischotter in freier Natur auftauchen: in der Kinzig. Denn im Sinntal gibt es Beweise für die Existenz des Otters, In Jossa sind einige Exemplare bereits gesehen worden.

Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) setzt sich seit vielen Jahren für die extrem seltene Marderart ein. „Wie der Name schon sagt, frisst der Fischotter Fisch. Damit ist er ein direkter Nahrungskonkurrent des Menschen. Und bei Nahrungskonkurrenz versteht der Mensch nun mal keinen Spaß“, erläutert GNA-Biologe Dr. Helmut Steiner die Hintergründe. Der Fischotter wurde in der Vergangenheit fast bis zur vollständigen Ausrottung verfolgt.

Nun kommt er langsam wieder. Noch ist er nicht überall in seinem früheren Verbreitungsgebiet angekommen, und doch wird schon wieder seine Verfolgung aufgenommen.

So kommt es, dass der Fischotter eine der Säugetierarten in Europa ist, die sehr stark bedroht ist. Bundesweit ist er sogar „vom Aussterben bedroht“. Daher soll ihm in den kommenden Jahren die Rückkehr an die Kinzig „aus eigener Kraft“ erleichtert werden. Dazu kooperierte die GNA von 2018 bis 2021 mit der Heinz-Sielmann-Stiftung, die das Vorhaben finanziell und ideell unterstützte. Seitdem geht die Suche weiter.

Dazu begeht Steiner jedes Jahr im Rahmen der bundesweiten Kartierung der Aktion Fischotterschutz festgelegte Regionen im Main-Kinzig-Kreis und im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Durch seine nächtliche Lebensweise ist der Fischotter allerdings eine schwer zu untersuchende Tierart.

Als Nachweise gelten daher Trittsiegel, Kot und andere Spuren wie Scharrhaufen an den Gewässern. Der Körperbau des Fischotters ist unverwechselbar Durchschnittlich 1,10 bis 1,30 Meter lang, wiegt er sieben bis zehn Kilogramm. Kennzeichnend sind eine stromlinienförmige Gestalt, ein langer Schwanz und Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Als Lebensraum beanspruchen Fischotter naturnahe, strukturreiche Fließgewässer mit dichter Ufervegetation, die im Winter lange eisfrei sind. Die Baue finden sich – über dem Wasserspiegel liegend – an schwer zugänglichen, überhängenden und stark verwurzelten Uferbereichen, woran es an der hessi-schen Kinzig nicht fehlt. Nahrungstiere sind Fische, Amphibien, Krebse, Kleinsäuger, Insekten und Weichtiere wie Muscheln und Schnecken. Fischotter können bis zu 15 Jahre alt werden.

Im Einzugsgebiet der Kinzig, früher Teil des Verbreitungsgebietes, glänzt der Fischotter noch durch Abwesenheit. In den Jahren 2018 und 2019 unternahm die GNA entlang der Kinzig eine intensive Suche nach der zweitgrößten heimischen Marderart.

Dabei wurde die gesamte untere Kinzig mit dem Kajak befahren, um vom Wasser aus nach Spuren zu suchen. Gefunden wurden Nutria und Bisam. Dass sich der Biber an der Kinzig wieder wohlfühlt, ist ganz einfach anhand seiner charakteristischen Nagespuren zu erkennen. Wer nach wie vor fehlt, ist der Fischotter.

Im hessisch-unterfränkischen Sinn-Jossa-Gebiet ist das anders. Im Rahmen ihrer Kartierungsarbeit für die Aktion Otterspotter konnte die GNA 2023 und 2024 Fischotter an der Sinn, flussabwärts von Bad Brückenau nachweisen. Folgt man der Jossa und anderen Nebenbächen der Sinn aufwärts, so trennen ihren Oberlauf meist nur einige hundert Meter von dem der Bäche, die in die Kinzig entwässern. Für eine hochmobile Art wie den Fischotter sollte das eigentlich kein Problem sein.

Zwischen dem kleinen Gronaubach (Sinn-Jossa) und dem Auerbach (Kinzig) sind es sogar nur 200 Meter. Es gäbe also zahlreiche Zugänge ins Kinzigsystem. „Noch haben wir ihn nicht gefunden, aber eines Tages wird er kommen…!“, zeigt sich Fischotter-Experte Steiner zuversichtlich.

Von Thorsten Becker

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