Jamaika und die Straßenbeiträge

Heinz Lotz, SPD-Landtagsabgeordneter.

Da schaut man schnell dumm aus der Wäsche, wenn vor der Haustüre die Straße saniert wird. Denn rasch fallen für die Grundstücksbesitzer saftige Straßenausbaubeiträge an. Da braucht man der Landesregierung übrigens keinen Orden für ans Revers heften, dass verschuldete Städte und Gemeinden die Beiträge in Zukunft nicht mehr erheben müssen - sondern dürfen. Was ist das doch für ein Unsinn, der am Donnerstag im Landtag mit den Stimmen von CDU, Grüne und FDP verabschiedet wurde. Jamaika lässt grüßen. Das Ergebnis kann ich jetzt schon mal verraten: Wohlhabende Städte und Gemeinden verzichten auf einen Beitrag, ärmere können sich den Verzicht nicht leisten. Dreimal darf geraten werden, wen das am ehesten trifft: den ländlichen Raum! Jamaika vergrößert wieder einmal die Kluft zwischen Stadt und Land, zwischen reichen und armen Kommunen.

Das Ende vom Lied ist, dass die Bürger weiterhin mit hohen fünf- oder sechsstelligen Zahlungen an die Gemeinde rechnen müssen, wenn die Teermaschinen rollen. Sofort denke ich an die ganz normalen Leute, die sich mit viel Liebe, allem Ersparten und noch mehr ein Eigenheim gebaut haben. Sollen denn Rentner oder junge Familien noch mal einen Kredit aufnehmen, nur weil die Gemeinde aus finanziellen Gründen gezwungen ist, Beiträge zu erheben? Genau aus diesem Grund hat die SPD einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Straßenausbaubeiträge komplett abgeschafft hätte. Wir wollen allen hessischen Städten und Gemeinden eine Investitionspauschale zur Verfügung stellen, die den Verlust aus den Einnahmen aus den Straßenausbaubeiträgen ausgleicht.

Das schafft unnötige Bürokratie ab, hilft den Kommunen und entlastet tatsächlich die Grundstückseigentümer. Ich bedauere es sehr, dass CDU, Grüne und FDP nicht über ihren Schatten springen konnten und ihren Gesetzentwurf durchboxten. Das Jamaika-Gesetz ist weder Fisch noch Fleisch und beseitigt die Ungerechtigkeiten von Straßenausbaubeiträgen nicht.