Kreisfreiheit: Ehrlichkeit

Heiko Kasseckert (CDU)

„Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der andere ergreift die Chance und handelt“ - mit diesem Zitat kann man das Verhältnis zwischen Stadt und Kreis in Sachen Kreisfreiheit gut beschreiben. Über 40 Jahre sind Hanau und der Main-Kinzig-Kreis nach der Gebietsreform nun verbunden. In diesen 40 Jahren hat sich die Welt weitergedreht. Wachstum und Dynamik haben Städte und ländliche Räume unterschiedlich entwickelt. Hanau gehört zweifellos zu den Städten im Ballungsraum, die ihre Struktur, ihr Gesicht und ihre Bedeutung am stärksten positiv verändert hat - und Chancen, wie sie die Konversion früherer Militärflächen bot, ergriffen und genutzt hat.

Ich habe viele Jahre die Entwicklung der Region verfolgt und mitgestalten können. Das Europa der Zukunft wird ein Europa der Regionen sein. Mit der Entscheidung des Main-Kinzig-Kreises im Jahr 2005, seinen Sitz aus dem Ballungsraum Frankfurt herauszulegen, hat der Kreis einen - von mir schon damals kritisierten - strategischen Fehler gemacht, der in dem Wunsch nach Kreisfreiheit der Stadt Hanau heute nur seine logische Folge erfährt. Es geht dabei nicht um Eitelkeiten, sondern schlicht darum, dass der Kreis in seinem Selbstbewusstsein unterschätzt hat, dass die politischen Zukunftsfragen der Region im Ballungsraum entschieden werden und eben nicht in einer kleinen Kreisstadt am Rande des Ballungsraumes.

Was diese Diskussion nun braucht, ist Ehrlichkeit der handelnden Personen. Die zu klärenden Fragen liegen auf dem Tisch. Fakten müssen gemeinsam erarbeitet, bewertet und als Grundlage für die Entscheidung transparent herangezogen werden. Ich unterstütze die Kreisfreiheit Hanaus, weil ich überzeugt bin, dass wir damit in dem Konzert der Metropolregion eine starke Stimme erhalten und am Tisch der Entscheidungen über Infrastruktur, Entwicklung und Dynamik sitzen. Ich weiß nicht, ob ich am Ende auf der Seite der Gewinner dieser Entscheidung sein werde. Aber jeder weiß damit, wo ich stehe und wofür ich mich einsetze. Ich erlebe aber leider zu oft Gegenteiliges. Politisches Taktieren, Zeitspiel, sogar ein Abbruch der Gespräche (wie von der FDP im Kreistag beantragt). Wer anderer Meinung ist und dabei eine Idee hat, wie sich das Verhältnis von Stadt und Land künftig gemeinsam gedeihlich und stark entwickeln kann, sollte es sagen und nicht darauf hoffen, dass die politische Entscheidung durch Zeitablauf überflüssig wird. Damit leistet Politik Vorschub für die Einschätzung, dass sie große Fragen nicht lösen kann. Hanau hat sich entschieden, aus gutem Grund. Die Aufgabe sollte es sein, das zu respektieren und Wege zu suchen, damit am Ende keiner als Verlierer vom Platz geht. Nur so kann Politik Handlungsfähigkeit beweisen und den Vorwurf der Unfähigkeit selbst widerlegen.