Runter von der Bremse beim digitalen Unterricht

Christoph Degen (SPD) Landtagsabgeordneter

Fit für die digitale Zukunft, davon sind die hessischen Schulen vielerorts leider noch weit entfernt. Was zuhause bei den Schülerinnen und Schülern längst gang und gäbe ist, ist an Hessens Schulen meist noch unmöglich. Oft fehlt es an flächendeckendem Internet, auch die passende Hardware ist Mangelware.

Dass der Main-Kinzig-Kreis hier mit einem Pilotprojekt an den drei Schulen Käthe-Kollwitz-Schule, Henry-Harnischfeger-Schule und Adolf-Reichwein-Schule vorangehen will, ist daher ausdrücklich zu begrüßen. Digitale Medien sollen hier gezielt in den Schulunterricht integriert werden. Ab Mai sollen zudem alle der rund 100 Schulen direkt an das Glasfasernetz des Kreises angeschlossen sein, einmalig in Hessen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit unser Schulsystem den Anforderungen an moderne Bildung gerecht wird.

Aber die Schulen und Schulträger dürfen auf diesem Weg nicht alleingelassen werden. Noch immer fehlt es an einheitlichen Konzepten sowie ausreichenden Aus- und Fortbildungsangeboten, um die vielen neuen Möglichkeiten, die über das einfache Bedienen hinausgehen, auch effektiv zu nutzen. Vieles ist bisher der Initiative von Lehrern und Schülern überlassen. Das Land ist aber in der Pflicht.

Digitale Ausstattung und digitaler Unterricht sind zudem schulische Großprojekte, für die finanzielle Mittel benötigt werden. Fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung an deutschen Schulen, hat die Bundesregierung schon lange in Aussicht gestellt. Doch der Digitalpakt Schule steckt nun im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat fest. Denn damit der Bund die Länder finanziell unterstützen kann, müsste das Grundgesetz geändert und das Kooperationsverbot gelockert werden, das verrückterweise 2006 eingeführt wurde. Leider stellt sich hier Hessens Landesregierung noch immer quer und beharrt auf der derzeitigen Kleinstaaterei. Die Angst, der Bund könne Einfluss auf die Bildungskompetenz der Länder nehmen, ist zu groß. Dabei wird kein Land gezwungen, die finanzielle Hilfe vom Bund anzunehmen. Den meisten Schulen wäre das Geld für eine systematische Digitalisierung allerdings durchaus willkommen.