IG Bau: 6,2 Prozent mehr Lohn

Hammer, Zollstock, Funkgerät: Die Zahl der Bauprofis im Main-Kinzig-Kreis dürfte nicht ausreichen. Foto: PM

Main-Kinzig-Kreis – Der Bau bleibt krisenfest. „Die Zahl der Bauarbeiter im Main-Kinzig-Kreis wird steigen. Denn mit den heute rund 4900 Baubeschäftigten ist das, was die Ampel-Koalition vorhat, nicht zu schaffen“, prognostiziert Karl-Otto Waas von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau).

„Für den Neubau von Wohnungen und vor allem auch für das klima- und seniorengerechte Sanieren wird jede Hand, die zupackt, gebraucht – und sie wird gut bezahlt“, meint der Vorsitzende der IG Bau Gelnhausen-Friedberg und spricht von einer „Beschäftigungsoffensive“, die auf den Bau im Kreis zukomme. „Es wird höchste Zeit, deutlich zu machen, dass die Branche eine gute Jobperspektive bietet: Es lohnt sich, auf dem Bau zu arbeiten“, so Waas. Dazu passe das Lohn-Plus, das die Gewerkschaft ausgehandelt hat: insgesamt 6,2 Prozent.

„Das ist wichtig, um die Arbeit attraktiver zu machen. Die erste Lohnerhöhung muss schon Anfang Dezember, wenn der November-Lohn kommt, auf dem Konto sein. Dazu kommen noch drei Einmalzahlungen von insgesamt 1350 Euro.“ Auch das Azubi-Portemonnaie werde dicker. „Und zusätzlich gibt es jetzt zum ersten Mal eine generelle Entschädigung für die oft langen Fahrten zu den Baustellen: Das Wegezeit-Geld kommt. Der Start ist geschafft. Ab 2023 wird es dann in voller Höhe gezahlt“, so Waas.

Für jeden Weg zur Baustelle bekommen Bauarbeiter künftig – je nach Fahrstrecke – zwischen sechs und acht Euro pro Tag zusätzlich, so der Gewerkschafter in einer Pressemitteilung. „Das macht aufs Jahr gerechnet rund 1500 Euro netto mehr im Portemonnaie. Denn im Schnitt ist ein Bauarbeiter immerhin 64 Kilometer am Tag unterwegs, um morgens zur Baustelle zu kommen“, erklärt Waas. Für den Fall, dass die Distanzen zwischen Bauunternehmen und Baustelle zu groß sind, um sie täglich zu fahren, haben IG Bau und Bau-Arbeitgeber je nach Entfernung eine Wegezeit-Entschädigung zwischen 18 und 78 Euro pro Woche vereinbart.

Damit sei der IG Bau ein „Durchbruch bei den Tarifverhandlungen“ gelungen. Die Gewerkschaft spricht von einem „Zukunftspaket Bau“, mit dem die Berufe der Branche und damit auch eine Ausbildung auf dem Bau attraktiver geworden seien. Vorausgegangen war eine ungewöhnlich harte Tarifauseinandersetzung: „Es waren extrem langwierige und zähe Verhandlungen. Mehr als einmal drohten sie zu platzen. Ein bundesweiter Baustreik lag in der Luft. Knackpunkt war dabei die Wegezeit-Entschädigung. Dass die jetzt steht, ist ein tarifpolitischer Meilenstein für die Branche“, sagt Carsten Burckhardt vom IG Bau-Bundesvorstand. Er ist an der Gewerkschaftsspitze für das Bauhauptgewerbe verantwortlich.

Vor der Baubranche im Main-Kinzig-Kreis liegt jetzt eine Mammutaufgabe, so Waas. Neubauten, Sanierungen – Häuser, Straßen, Brücken: Die neue Bundesregierung schaffe neue Bauaufträge. Er rechnet mit vollen Auftragsbüchern. Dabei biete der neue Tarifabschluss den Menschen auf dem Bau eine Perspektive: Die Lohnsteigerung erfolge in drei Stufen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags gehe bis Ende März 2024.  thb