Denkt an eure Zukunft, wird den Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern immer öfter angemahnt. Und ich finde, genau das tun sie auch. Wir erleben hier ein politisches Engagement, dass nicht unterdrückt werden sollte. Derzeit hört man doch immer wieder viel über Politikverdrossenheit und mangelndes Interesse für politische Themen. Wir erleben gerade das Gegenteil. Ich sehe hier ein Bedürfnis der jungen Leute, wieder mehr über Politik und aktuelle Themen zu sprechen und auch gehört zu werden. Die Schülerinnen und Schüler fordern bei den Fridays-for-Future-Demos, dass aus dem Wissen über den Klimawandel endlich auf politischer Ebene Konsequenzen gezogen werden. Denn sie fragen sich zu Recht: Was bringen uns die besten Noten, wenn wir für den Planeten, auf dem wir leben, keine Zukunft sehen? Das Handeln à la „...und nach mir die Sintflut“ wollen sie nicht mehr hinnehmen und verschaffen sich Gehör - zum Teil während der Schulzeit.
Die Demoteilnehmerinnen und -teilnehmer stützen sich mit ihren Anliegen auf wissenschaftlich begründeten Empfehlungen der Klimawissenschaft. Leider lenkt die Diskussion über Sanktionen für die Teilnahme an den Demonstrationen während der Unterrichtszeit von ihrem eigentlichen Anliegen ab. Ich traue es den Schulen und den Lehrkräften in dieser Situation zu, dass sie vor Ort regeln, wie sie mit den Schülerstreiks umgehen und wie das Thema so im Unterricht aufgegriffen wird, damit alle davon profitieren. Das wird nicht jede Woche möglich sein, aber die Demoteilnahme pauschal zu verdammen, ist auch keine Lösung. Denn nicht nur Umweltbildung ist ein Lernziel, sondern politische Handlungskompetenz ist gar ein Hauptziel des Politikunterrichts. Dabei zeigen die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Engagement doch gerade, dass sie im Sinne des hessischen Schulgesetzes befähigt sind, „die Auswirkungen des eigenen und gesellschaftlichen Handelns auf die natürliche Lebensgrundlage zu erkennen und die Notwendigkeit einzusehen, diese Lebensgrundlage für die folgenden Generationen zu erhalten, um der gemeinsamen Verantwortung dafür gerecht werden zu können“. Und ich vertraue auch den Schülerinnen und Schülern, dass sie verantwortungsvoll mit der Schulpflicht umgehen. Ihr Engagement ist begrüßenswert und sie sollten dabei ernst genommen werden.