Der Ton wird rauer

Bettina Müller, SPD-Bundestagsabgeordnete.

Als es so schien, der Sommer wolle nie enden, habe ich an dieser Stelle den Entwurf für ein Gesetz, das die ärztliche Versorgung für gesetzlich Krankenversicherte verbessern soll, kommentiert. Nun stürmt der Herbst heran und der Ton in der Auseinandersetzung um das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) wird rauer. Viele Ärzte stoßen sich an den Plänen, die auf Verbesserungen für die Patienten abzielen. Dabei ranken sich bereits Mythen um darin vorgesehene Regelungen.

So wird behauptet, alle Ärzte müssten künftig fünf offene Sprechstunden pro Woche anbieten. Das stimmt nicht! Nur Fachärzte der grundversorgenden und wohnortnahen Versorgung, zum Beispiel Augenärzte, Frauenärzte oder HNO-Ärzte müssen mindestens 5 Stunden pro Woche als offene Sprechstunde anbieten, also ohne vorherige Terminvereinbarung. Hausärzte und Kinderärzte müssen das nicht.

Oder: Für die Erhöhung der Sprechstundenanzahl von 20 auf 25 müsse man noch mehr arbeiten als bisher schon. Das ist so nicht richtig! Die meisten Ärzte arbeiten schon jetzt mehr als 50 Stunden in der Woche. Für diese wird sich nichts ändern, denn sie bieten bereits 25 Sprechstunden pro Woche an. Doch es gibt auch Ärzte, die sich nicht ausreichend an der Versorgung beteiligen. Es geht darum, eine einheitliche Arbeitsgrundlage für alle zu schaffen, damit jeder volle Praxissitz auch als solcher genutzt wird. Nur so können Wartezeiten vermieden werden.

Auch habe ich gehört, dass Ärzte durch das TSVG zwar mehr Patienten annehmen sollen, dafür aber nicht extra bezahlt würden. Das stimmt nicht! Wer Zusatzleistungen anbietet, wird dafür entlohnt. Es wird jede Menge extrabudgetäre Vergütung für bestimmte Leistungen und Zuschläge geben. Mehr Geld gibt es auch für die „sprechende Medizin“ und für die Behandlung von Patienten nach einer Vermittlung durch einen Hausarzt. Insgesamt werden die Honorare um einen dreistelligen Millionenbetrag angehoben.

Übrigens: Der jüngst erschienene Ärztemonitor der KBV zeigt, dass die meisten Ärzte zufrieden bis sehr zufrieden sind mit ihrem Beruf. Die Sonne scheint also auch im Herbst!