Überraschende Entscheidung

„Das geht nicht spurlos an einem vorbei“: Anfeindungen wie diese haben Albrecht Eitz frustriert. Foto: Andreas Ziegert

Freigerichter Bürgermeister Dr. Albrecht Eitz will kein zweites Mal für das Amt antreten

Freigericht – Paukenschlag in der Gemeinde: Amtsinhaber wird bei der Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr nicht wieder antreten. Nach nur einer Amtszeit will sich der 51-Jährige aus der hauptamtlichen Politik zurückziehen. Als Gründe führte er bei einem Pressegespräch im Rathaus den fehlenden Gestaltungsspielraum durch einen „Bürokratiewahnsinn“ an, noch mehr ausschlaggebend seien die Debatten um Flüchtlingsunterkünfte in Freigericht in den vergangenen Monaten gewesen.

Noch im Februar hatte Eitz auf dem Heringsessen der SPD seine erneute Kandidatur angekündigt, im Sommerurlaub habe dann aber ein Umdenken bei ihm eingesetzt.

Das hatte vor allem mit der Debatte um das ehemalige Hotel „Zur Linde“ in Horbach zu tun („Das hat mir ganz schön zugesetzt“), das die Gemeinde inzwischen für die Unterbringung von Geflüchteten gekauft hat. Die Diskussionen in und außerhalb der Kommunalpolitik haben Eitz frustriert.

Er spricht von einer Radikalisierung – auch im Parlament –, die es zu der Zeit vor seinem Amtsantritt in dieser Form noch nicht gegeben habe. Dass ihm auf Zetteln während der Corona-Pandemie an einem Wunschbaum der Gemeinde quasi der Tod gewünscht wurde, sei für ihn ein weiterer Tiefpunkt gewesen. „Das geht an einem nicht spurlos vorbei.“ Man merkt ihm eine gewisse Erleichterung an, dass sein Entschluss jetzt öffentlich ist.

Was er auch vermisse: Respekt, vor allem auch den Mitarbeitern im Rathaus gegenüber. „Diese Flut von selbst ernannten Experten ist brandgefährlich“, sagt er mit Blick auf die Debatte über die Straßenausbaugebühren, aber auch auf andere Themen. Eitz: „Wie sollen wir denn in Zukunft noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, wenn deren Fachkompetenz in öffentlichen Sitzungen angezweifelt wird?“ Als zweiten Punkt für seine Entscheidung gegen eine weitere Amtszeit nennt er die fehlende freie Selbstverwaltung. „Die Kommunen sind völlig mangelhaft ausgestattet. Wir werden gegängelt mit Förderprogrammen, aber das ist vergiftetes Geld.“

Es fehle nämlich überall an Kapazitäten, um die vielen Programme abrufen zu können. Anstatt einer Gemeinde wie Freigericht die nötigen Finanzen zu lassen, um selbst gestalten zu können, spricht Eitz von einer „Misstrauenskultur“. Dabei fehle es nicht an Fähigkeiten: „Wir können eine ganze Menge, nur fehlt das Vertrauen in uns.“

Für den Familienvater steht daher fest, dass der 31. Dezember 2024 sein offiziell letzter Arbeitstag bei der Gemeinde Freigericht sein wird. Angetreten hatte er sein Amt am 1. Januar 2019, zuvor war er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt im Wissenschaftsmanagement beschäftigt.

Ob Albrecht Eitz dorthin zurückkehrt, lässt er noch offen, auch, ob er sich weiterhin ehrenamtlich politisch engagieren wird. Ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin wird in Freigericht am 9. Juni 2024 gewählt.

Fest steht unter anderem bereits, dass Dr. Mirko Wolf (unabhängig) sich erneut zur Wahl stellen will. Er hatte schon 2012 für die CDU und 2018 als parteiloser Bewerber kandidiert.

Von Andreas Ziegert