„Blick zurück bringt nichts mehr“

Soll nach dem Wasserschaden im August endlich öffnen: das neue Pflegewohnstift in Neuenhaßlau. Foto: Andreas Ziegert

Bürgermeister Matthias Pfeifer (Soziale Wählergemeinschaft) legt den Finger in die Wunde: „Der Standort ist nicht der richtige“, bekennt der Hasselrother Bürgermeister bei der ersten Pressekonferenz im neuen Pflegewohnstift Neuenhaßlau Farbe. Mit knapp 17 Monaten Verspätung soll die Einrichtung am 1. August offiziell eröffnet werden.

Hasselroth – Ein großer Wasserschaden hatte den Start erheblich verzögert und nochmals für reichlich Ärger bei den Anwohnern wegen der neuerlichen Baumaßnahmen gesorgt (wir berichteten).

Damit soll nun in wenigen Wochen Schluss sein, vor allem die Parkplatzproblematik könnte in Zukunft aber weiterhin für reichlich Gesprächsbedarf sorgen. Die Hasselrother Gemeindevertretung hatte das Gelände im ehemaligen Baugebiet Karlstraße viele Jahre für den Bau einer Seniorenanlage vorgehalten und ließ sich trotz kritischer Stimmen nicht mehr von diesem Standort abbringen.

„Hier hätte die Kindertagesstätte hingehört mit Anbindung an Grundschule und Spielplatz“, sagt Pfeifer heute, der bei der finalen Entscheidung noch Gemeindevertreter war – aber noch nicht der Chef im Rathaus.

Klar ist aber auch: „Der Blick zurück bringt jetzt nichts mehr“, hofft der Bürgermeister, dass sich mit dem Ende der Baumaßnahmen auch der Unmut bei den Anwohnern legt und es ein friedvolles Miteinander mit den zukünftigen Nachbarn im Seniorenwohnstift geben wird. Residenzleiterin Pia Altmann kündigte zudem integrierende Maßnahmen an, um die Anwohner mit der neuen Einrichtung vertraut zu machen.

Der Wohnstift Hasselroth besteht aus 72 Einzelzimmern, teilweise rollstuhlgerecht, in zwei Wohnbereichen und 22 betreuten Wohnungen, 48 bis 83 Quadratmeter groß. Die Warmmiete soll bei 890 bis 1500 Euro liegen. Verkauft wurden die Wohnungen und Zimmer von der Schleich & Haberl Holding GmbH aus dem bayerischen Pfarrkirchen, die die Wohnungen über mehrere Banken Kapitalanlegern angeboten hat. Eigentümer und Mieter werden daher in Hasselroth nicht identisch sein, allerdings konnten sich die Käufer ein bevorzugtes Belegungsrecht sichern, welches dann aber für alle über 8000 entsprechenden Objekte des Unternehmens gilt.

Ein Zugriffsrecht für das Wohnstift in Hasselroth gibt es demnach nicht. Bei den Mietern hingegen kündigt Residenzleiterin Altmann eine besondere Rücksichtnahme für Anfragen aus Hasselroth an. Bislang ist weder eine Wohnung vermietet noch ein Einzelzimmer vergeben worden, allerdings seien bislang knapp 300 Anfragen eingegangen. Die Vergabe soll erst nach einem persönlichen Gespräch und einer Besichtigung vor Ort erfolgen.

Pro Woche sind nach dem Startschuss am 1. August zwei bis drei Einzüge geplant, sodass eine Vollbelegung erst bis März 2023 angestrebt wird. Rund 80 Beschäftigte sollen sich zukünftig um das Wohl der Bewohner kümmern.

Die langwierige Verzögerung der Inbetriebnahme nach dem Spatenstich im März 2019 war aufgrund zahlreicher Wasserschäden im Gebäudekomplex erfolgt, laut Gunther Reiter von Schleich & Haberl hat es fehlerhafte Installationen auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern gegeben. Die Schadenshöhe wollte er nicht beziffern, Gutachter, Versicherungen und womöglich auch Juristen sind damit jetzt beschäftigt.

Inzwischen seien alle Schäden behoben, die Übergabe an die CMS Unternehmensgruppe, die als Betreiber fungiert und seit 2018 zur bundesweit tätigen Alloheim-Gruppe mit über 150 Pflegeheimen gehört, muss allerdings erst noch erfolgen.

Bis zur Eröffnung sollen dann auch die Container rund um das Areal verschwunden sein und alle 24 Parkplätze zum Vorschein kommen. „Zu wenig, auch wenn die rechtlichen Bestimmungen damit erfüllt sind“, hat Bürgermeister Pfeifer daher bereits weitere 17 Parkplätze entlang der Karlstraße anlegen lassen.

Da aber einige Bewohner vermutlich noch selbst mobil sein und natürlich auch Besucher erwartet werden sowie die Mitarbeiter größtenteils auch mit Fahrzeugen kommen, sind auch das vermutlich noch zu wenige Parkmöglichkeiten.

Daher wird im Rathaus bereits über Alternativen nachgedacht, denn laut Pfeifer könnte ein Grünstreifen entlang des Feldweges hinter den Glascontainern in der Karlstraße geschottert und ebenfalls genutzt werden. Bis dahin wird sich auch zeigen, ob Anlieferverkehr oder Rettungseinsätze für zusätzliche Belastungen im Wohngebiet sorgen.

VON ANDREAS ZIEGERT