Sommerferien nicht genutzt

Christoph Degen (SPD)

Schule zu, Schule zum Teil auf, Schule zu, Schule zum Teil auf, Schule komplett auf… dieses Hin und Her mussten hessische Grundschulen seit Mitte März über sich ergehen lassen. Anderen Schulen ging es kaum besser. Ja, wenn eine so noch nie da gewesene Situation bewältigt werden muss, passieren Fehler. Sicherlich muss auch eine Anweisung an die 1.800 hessischen Schulen dann mal kurzfristig erfolgen. Aber aus der Ausnahme wurde in Hessen die Regel.

Schulleitungen wurden immer wieder am Freitagabend drastische Änderungen zum kommenden Montag mitgeteilt. In gewohnter Weise setzte das Kultusministerium zuerst die Medien und dann erst diejenigen in Kenntnis, die es zusammen mit den Schülern mit deren Eltern am meisten betrifft: Lehrkräfte waren mit den Fragen verunsicherter Eltern konfrontiert, ohne vom Dienstherrn vorab über die jüngste Planänderung in Kenntnis gesetzt worden zu sein.

Nach fast einem halben Jahr hätte man erwarten können, dass das CDU geführte Kultusministerium aus seinen Fehlern gelernt hat. Aber Fehlanzeige. Nachdem an allen Schulen die Vorbereitungen zum neuen Schuljahr so gut wie abgeschlossen und Hygienepläne erstellt sind, meldet sich der Kultusminister zu Wort und verkündet eine Maskenpflicht an den Schulen, zumindest außerhalb des Unterrichts. In den zurückliegenden Wochen war die schwarz-grüne Politik darauf ausgerichtet, die Verantwortung für den Infektionsschutz in Ermangelung landesweiter Vorgaben auf die Schulleitungen abzuschieben. Dass der Kultusminister damit nicht durchgekommen ist, sondern am Ende doch gezwungen war, immerhin eine landesweite Regelung anzuordnen, ist eine gute Nachricht für die Schulen. Aber das wochenlange Zögern, Zaudern und Nicht-Entscheiden des Ministers gibt eine Ahnung, mit welcher Unsicherheit Hessen ins neue Schuljahr startet.

Sechs Wochen Sommerferien wurden nicht genutzt, um Szenarien zu entwickeln und die Schulen auf das vorzubereiten, was sie je nach Infektionsentwicklung möglicherweise erwartet. Verlässliche Kommunikation geht anders. An Grundschulen mag ein Normalbetrieb aufgrund kleinerer Klassengrößen und einer ohnehin besseren Überschaubarkeit möglich sein, zumal hier viel weniger der Schulbus zum Einsatz kommt, wo sich die Klassen am Ende doch wieder mischen und im schlimmsten Fall gegenseitig anstecken.

Eine Beschulung aber aller Schüler an weiterführenden Schulen, da wären mehr Vorgaben nötig gewesen. Keine Bemühungen den Schulen zu helfen und Klassengrößen durch einen strukturierten Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht wieder zu reduzieren. Kein Bemühen weitere Räumlichkeiten zu gewinnen, um Klassen aufzuteilen. Allein das Prinzip Hoffnung getreu dem Motto „Augen zu und durch“ leitet die hessische Schulpolitik, leider.

Bleibt mir - trotz fehlender Vorgaben über den Schulflur hinaus - nur der Appell: Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrkräfte und alle, die sonst noch an Schulen arbeiten, auch wenn es keine Abstandsregeln in den Schulen gibt, bitte haltet Abstand und tragt eure Masken so oft, wie es irgendwie geht! Zumindest die kommenden zwei Wochen mit all den Reiserückkehrern wird kritisch und bedarf erhöhter Vorsicht.