Start des Umbaus für 2027 geplant

Im Zuge des Umbaus des Langenselbolder Bahnhofs wird der Mittelbahnsteig (links im Bild) zurückgebaut, die Regionalbahnen werden dann nur noch die Gleise 1 und 4 nutzen. Foto: Anja Goldstein

Sicherlich lag es auch an den hochsommerlichen Temperaturen, dass sich nur etwa 25 Besucher im Saal Europa der Klosterberghalle zur Bürgerversammlung einfanden.

Langenselbold/Region – Immerhin konnte Stadtverordnetenvorsteher Bernd Kaltschnee (SPD) am Ende des Abends mitteilen, dass online weitere 315 Interessierte der Veranstaltung beigewohnt hatten. Das waren doch einige mehr als bei den beiden Bürgerversammlungen, die 2022 erstmals von der Trickfilmkinder GmbH des Maintalers Boris Kreuter via Livestream im Internet übertragen wurden.

An den beiden Themen dürfte es sicherlich nicht gelegen haben, dass das Publikumsinteresse in der Klosterberghalle so überschaubar blieb. Denn der nach aktueller Planung 2027 beginnende Umbau des Selbolder Bahnhofs betrifft doch sehr viele Bewohner der Gründaustadt, aber auch der umliegenden Kommunen. Wie Parlamentschef Kaltschnee bereits im Vorfeld der Versammlung berichtete, nutzen täglich rund 1000 Pendler den Selbolder Bahnhof, um zur Arbeit oder zur Schule zu gelangen.

Und die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, die Stadtbrandinspektor Marco Knapp näher vorstellte, kommt schließlich allen Selboldern zugute. Knapp und zuvor schon Bürgermeister Timo Greuel (SPD) betonten dabei, dass die Feuerwehrfrauen und -männer ehrenamtlich für die Sicherheit der Bürger sorgten, mitunter also auch in der Freizeit ihre Unversehrtheit riskierten, um andere bei einem Brand oder Unfall zu retten (ein Bericht über den Komplex Feuerwehr folgt in einer der kommenden Ausgaben).

Die Planungen für den Umbau des Selbolder Bahnhofs, der im Zuge des viergleisigen Ausbaus der Strecke Hanau-Gelnhausen erfolgt, stellte Carsten Philipp Rohmann von der DB Netz AG vor. Greuel hatte das Projekt zuvor als wichtigen Teil der Mobilitätswende bezeichnet, der in der Region östlich von Frankfurt für eine Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sorgen werde. Bezüglich des Bahnhofs zeigte sich der Bürgermeister erfreut darüber, dass dessen Umbau zur Barrierefreiheit führen werde, die bisher nicht gegeben ist.

Rohmann informierte in seinem Vortrag zunächst darüber, dass der viergleisige Ausbau der Strecke Hanau-Gelnhausen und dann weiter bis Fulda zu einer Entlastung des insgesamt stark frequentierten Bahnverkehrs im Kinzigtal und damit am Ende auch zu mehr Pünktlichkeit der Züge führen soll. Der Vertreter der Bahn sprach von einem Nadelöhr, da die bestehende Strecke mit Nah-, Fern- und Güterverkehr mit bisher zwei, höchstens drei Gleisen mehr als ausgelastet sei.

Um dieses Nadelöhr aufzulösen, sei es auch notwendig, den Mittelbahnsteig am Selbolder Bahnhof zurückzubauen. Auf den Gleisen 2 und 3 sollen zukünftig nämlich nur noch die ICE-Züge durchfahren, während die Außengleise 1 und 4 den in Selbold haltenden Regionalzügen vorbehalten bleiben werden.

Bereits zu Beginn von Rohmanns Ausführungen wurde allerdings deutlich, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis es mit den Arbeiten am Selbolder Bahnhof überhaupt losgeht. Denn der gesamte Ausbau ist in fünf Planfeststellungsabschnitte unterteilt und startet 2024 zunächst im Bereich des Gelnhäuser Bahnhofs, wo die Vorarbeiten laut Rohmann bereits laufen. Für den Bereich, der auch den Selbolder Bahnhof umfasst, ist das Planfeststellungsverfahren hingegen noch gar nicht eingeleitet worden. Hier läuft derzeit noch der Planungsprozess.

Wenn alles planmäßig vonstattengeht, so der Vertreter der Deutschen Bahn, soll der Umbau des Bahnhofs der Gründaustadt im Jahr 2027 beginnen und 2030 dann abgeschlossen sein.

Weiter berichtete Rohmann, dass er zusammen mit seinen Mitarbeitern 14 Tage vor der Bürgerversammlung im Rathaus die fünf Varianten zur Vorplanung der neu zu errichtenden Unterführung präsentiert habe. Ursprünglich war vorgesehen, die bestehende Personenunterführung zu erhalten. In den vergangenen zwölf Monaten sei jedoch deutlich geworden, dass „dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist, da sich die Belastungen im Oberbau der Unterführung als zu groß erwiesen haben“, so Rohmann.

Während die Variante 1a noch den Bau eines Aufzugs beinhaltet, um für die bisher nicht gegebene Barrierefreiheit zu sorgen, sehen die anderen vier Vorschläge Rampen vor, die im Gegensatz zu einem Aufzug ständig für die Nutzer verfügbar seien.

So umfasst auch die von der Bahn bevorzugte vierte Variante Rampen. Bei dieser Planung befindet sich die Unterführung übrigens weiter östlich als bei den anderen drei Vorschlägen. Der Vorteil dabei bestehe laut Bahn darin, dass die „Laufwege von der Unterführung zum Bahnhofsgebäude beziehungsweise zu den Parkplätzen hier am kürzesten sind“. Zudem sei beim Umbau nur ein geringer Eingriff in die Parkplatzfläche Nord notwendig.

Im Zuge des Umbaus werde auch die Bahnsteighöhe auf 76 Zentimeter angehoben, was einen barrierefreien Zugang zur Regionalbahn ermögliche.

Da man noch in der Vorplanung sei, bestehe auch noch viel Möglichkeit, auf die abschließende Planung Einfluss zu nehmen. Dies sei dann besonders im Planfeststellungsverfahren möglich, zu dem die Stadt, aber auch jeder Bürger Änderungsvorschläge einbringen könne.

Rohmann versicherte zudem, dass bei der Planung des Bahnhofumbaus der Lärmschutz eine wichtige Rolle spiele und deshalb auch ein Lärmschutzgutachten erstellt werde. Welche Vorschläge, Änderungswünsche und Einwendungen dann schließlich in die endgültige Planung einfließen werden, entscheidet das für den abschließenden Planfeststellungsbeschluss zuständige Eisenbahn-Bundesamt.

VON LARS-ERIK GERTH