Verantwortung im Kreis wahrnehmen

Reiner Bousonville (B90/Grüne), Fraktionsvorsitzender

Strom wurde im Jahr 2018 zu 40,3 Prozent aus erneuerbarer Energie wie Wind-, Wasserkraft und Biomasse erzeugt. Damit zählen die Erneuerbaren Energien zu den wichtigsten Stromquellen in Deutschland. Ihr Ausbau macht unsere Energieversorgung klimaverträglicher und ist eine zentrale Säule der Energiewende. Um die wegfallenden Kapazitäten der Atom- und Kohlekraftwerke zu kompensieren, ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien die einzige Alternative, wollen wir uns von Energieimporten unabhängig machen. Diese Energiewende kann jeder Mensch, auch im Main-Kinzig-Kreis, mit einer eigenen Fotovoltaik-Anlage oder einer Beteiligung an einer Energiegenossenschaft vorantreiben.

Neben dem Sonnenstrom trägt die Windkraft einen großen Anteil an der Energiewende. Dafür braucht es eine verlässliche Planung, aus der hervorgeht, auf welchen Flächen Windkraftanlagen gebaut - und ganz wichtig - auf welchen Flächen die Errichtung von Anlagen ausgeschlossen sein wird. Diese Planung wird, vom Regierungspräsidium Darmstadt, im Rahmen der Regionalplanung für unsere Region wahrscheinlich im Frühjahr 2019 abgeschlossen werden. Somit ist gewährleistet, dass nur geeignete Fläche für die Windkraft zur Verfügung stehen. Grundlage dieser Standortfindung sind die Eignung für eine Windkraftanlage anhand der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit, klare naturschutzrechtlichen Kriterien zum Schutz für Tiere und Pflanzen und, ganz wichtig, der Schutz des Menschen.

Mit großer Verwunderung mussten wir in der jüngsten Kreistagssitzung zur Kenntnis nehmen, dass sich die im Main-Kinzig-Kreis regierende GroKo von der fachlichen/kriterienbasierten Auswahl von Windvorrangflächen abwenden möchte, um mit einem zusätzlichen regionalen Proporz den Ausbau der Windkraft im Kreis zu erschweren. Das der Landrat gemeinsam mit einigen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Zusammenhang mit Windkraftanlagen mit Obergrenzen argumentiert, kann einen nur befremden. Wie abwegig diese Argumentation ist, kann an einem Beispiel gezeigt werden. Die vom Landrat angemahnte gerechte Verteilung von Windkraftanlagen wird es mit dem Landkreis Offenbach nicht geben können, weil die herausragende Topografie des östlichen Main-Kinzig-Kreises nicht mit der des Landkreises Offenbach vergleichbar ist. Da wird es nie gelingen, eine „gerechte Verteilung“ hinzubekommen. Wir müssen unsere Verantwortung für die energiepolitische Zukunft ernst nehmen und dürfen den Menschen nicht suggerieren, mit dieser Obergrenzen-Entscheidung der Windkraft im Kreis einen Riegel vorzuschieben. Viel besser wäre es, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden, in denen Windkraftanlagen betrieben werden, nach Möglichkeiten suchen, durch Betrieb der Anlagen, die Menschen vor Ort finanzielle zu entlasten. Es ist wenig glaubhaft, wenn SPD und CDU immer das hohe Lied des Ausbaus der Erneuerbaren Energie singen, dann aber die einen, SPD, sich in Richtung Land Hessen als Opposition darstellen müssen und die anderen (CDU) dies aus Koalitionsräson nachtun. Mit der Entscheidung gegen die Windkraft im Kreistag leitet man auf jeden Fall keine Energiewende ein. Da sind mehr Verantwortung, Ehrlichkeit und vor allem anpackende Zuversicht notwendig.